Fini und Lea werden herzstärkend verlassen. In diesem Blogbeitrag schreibt Fini über ihren Weg mit herzstärkend, ihre Glaubensreise und warum sie gehen wird.

Februar 2023

geschrieben von Fini: 

Mein Weg mit herzstärkend

Zu Beginn von herzstärkend hatten wir eine ziemlich klare gemeinsame Glaubensbasis. Und Stück für Stück gab es diese nicht mehr, und ein großer Teil daran war mein eigener Weg des Glaubens.

Ich habe mal sehr fundamentalistisch geglaubt. Und mehr und mehr habe ich mich in den letzten Jahren von dieser Art des Glaubens entfernt. Der genaue Prozess führt jetzt zu weit. Manche würden diesen Weg Dekonstruktion nennen. Ich habe auf jeden Fall angefangen, alles was ich glaubte zu hinterfragen. Das ist anstrengend, aber auch befreiend und letztlich, würde ich sagen, ist zweifeln Teil meines Glaubens geworden. Ohne Zweifel kein Glaube für mich. Ohne Zweifel, dass ich vielleicht doch gar keine Ahnung von der “einen Wahrheit“ habe, geht für mich kein Glaube. 

Und diesem Prozess habe ich Ausdruck verliehen durch Texte. Ich liebe es Texte zu schreiben und mir bringt es so viel Freude, wenn Menschen sich wiederfinden oder verstanden fühlen durch meine Texte. Das war immer mein Ziel: mein Herz teilen, euch mitnehmen und das Gefühl vermitteln, dass zweifeln normal ist. Dass Wut, Trauer und Verletzung normal sind. Und dass es okay ist, sich von Gemeinden abzuwenden. Am liebsten würde ich in die Welt schreien: „es ist okay“. Es gibt so viel Verletzung im Kontext Kirche/Gemeinde/Glaube. Und ich habe mir gewünscht, ein Safe Space zu sein für Menschen, die in Kirchen keinen Safe Space finden. Und dadurch habe ich angefangen ziemlich provokative, hinterfragende und eher auch negative Texte zu schreiben. 

Und dann standen wir als Team plötzlich vor einer neuen Frage: Was ist in Ordnung zu teilen? Und schließlich wurde sehr oft entschieden, dass das, was ich aufgeschrieben habe, nicht geteilt wird. Ich habe das verstanden, aber es hat mich verletzt. Weil es mein Herz ist, mein Glaube, mein Beitrag zu unserer Community herzstärkend. Und weil meine Texte immer von meinem Standpunkt aus geschrieben waren: es waren meine Gedanken, meine Erlebnisse, meine Wahrnehmungen.

Und ich habe immer mehr verstanden, dass meine Worte keinen Platz haben. Dadurch hatte ich das Gefühl, ich bin zu negativ, zu ungläubig, zu sehr am Zweifeln, zu liberal. Das stimmt vielleicht sogar teilweise, aber das bin ich. Und damit fing es an, dass ich das Gefühl hatte, Menschen sehen mich als eine Person auf Instagram, die ich im echten Leben nicht bin. Ich habe mich nicht mehr authentisch gefühlt. Aber es gab keine Lösung für dieses Problem, denn im Team gab es keine Lösung für meine Texte. Genauer gab es für Lea keine Lösung, dass meine Gedanken geteilt werden dürfen. In unseren Diskussionen über meine Texte hatte ich immer wieder das Gefühl, ich darf Gemeinde und Glaube nicht kritisieren und muss in den klassischen Vorstellungen von christlichem Leben (z.B. in Sexualethik, Bibellesen, Beten, …) bleiben. Und da dies oft nicht der Fall war, wurden sie oft nicht geteilt. Und das ergibt ja auch Sinn, wenn man an die “eine Wahrheit” glaubt. Aber ich kann so nicht mehr glauben und denken. Ich denke mittlerweile, Gott ist so viel freier, offener, facettenreicher als wir es uns vorstellen können. Und es wäre ein großer Wunsch von mir gewesen, dass wir es schaffen, dass jede von uns sagen kann, was sie denkt bzw. glaubt. Doch unser Verständnis der Bibel war letztlich zu verschieden. 

Dadurch habe ich angefangen, weniger zu teilen. Und mich immer mehr emotional distanziert. Herzstärkend ja, das sind sehr sehr gute Freundinnen und ein tolles Unternehmen, aber es ist kein Ort, an dem ich öffentlich meinen Glauben und mein Herz teilen kann. Dadurch war ich weniger präsent und weniger motiviert. 

Hinzu kommt, dass ich in dieser Zeit auch noch in eine neue Stadt gezogen bin, einen neuen Job und meine Ausbildung begonnen habe und dadurch viel Kapazität aufgebraucht war. Und aus dieser Kombination hatte ich ständig das Gefühl, herzstärkend nicht gerecht zu werden, aber irgendwie auch nicht mehr ganz mit Herz dabei zu sein.

Ich möchte Dinge richtig machen, mit Herz dabei sein und dem, was ich tue gerecht werden. Somit war für mich der logische, gleichzeitig schmerzhafte Schritt, herzstärkend zu verlassen. Es tut weh und ich glaube, da ist eine Wunde, die noch eine Weile heilen muss, aber es fühlt sich an, als wäre es das Richtige. 

 

Zum Schluss möchte ich noch sagen: Ich bin so unendlich dankbar für meine Zeit bei herzstärkend. Ich nehme so viele wertvolle Erinnerungen und Erfahrungen aus den letzten 5 Jahren mit. Ich durfte so viel lernen. Ich durfte wachsen und das war nur möglich, weil die anderen vier an mich geglaubt haben und hinter mir standen. Wir hatten so intensive Zeiten. Ich habe unsere Pack- und Teamwochenenden geliebt. Ich habs geliebt, dass wir so oft mit wenig Ahnung in neue Projekte gestartet sind und dann im Prozess so viel gelernt haben. Wir haben so viele Fehler gemacht auf dem Weg, daraus gelernt und dann wieder Neues ausprobiert. Wie zum Beispiel in der Unternehmensgründung. Und jede von uns hatte ihren ganz besonderen Platz im Team, ich liebs, dass wir uns so gut ergänzt haben.

Hannah, ich schätze deine Zuverlässigkeit, Beständigkeit, und natürlich deine Gastfreundschaft sehr. Lu, ich liebe deine ehrliche Art zu feedbacken und pragmatisch an Dinge ran zu gehen. Lea, dein dauernder Optimismus und deine Begeisterung sind wirklich besonders. Und Mira, du hast einfach ein Talent, das Potenzial von Menschen zu sehen und raus zu kitzeln. Mit euch Arbeiten macht Bock! Danke, dass ich ein Teil von diesem einzigartigen Team sein durfte. Und wie besonders, dass dadurch so tiefe Freundschaften entstanden sind. 

Eure Fini

13. Februar 2023 — Lea Hetke

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