Große Fragen
Viele von euch haben bestimmt schon mitbekommen, dass wir fünf uns sehr viel mit der Vision von herzstärkend beschäftigen. Uns fällt es zurzeit schwer ein gemeinsames Ziel für herzstärkend zu formulieren. Das liegt vor allem an unterschiedlichen Meinungen in vielen Themenbereichen. Uns ist es wichtig diesen Prozess mit euch zu teilen und deshalb nehmen wir euch ein bisschen detaillierter mit hinein.
Die Bibel, die für viele Christ:innen die Grundlage ihres Glaubens darstellt, wird von uns fünf unterschiedlich gelesen und verstanden. Da ist es logisch, dass verschiedene Meinungen und Fragen aufkommen. Unter anderem beschäftigt uns:
Ist der Glaube ein Geschenk? Gibt es Menschen, die näher an Gott sind als andere? Haben andere Religionen auch Anspruch auf die Wahrheit? Ist da nur ein einziger Weg in den Himmel? Gibt es einen Teufel und eine Hölle? Gibt es Lebensbereiche, in denen Gott anwesend ist und andere, in denen er es nicht ist? Sollte ich für eine lebendige Beziehung mit Gott regelmäßig Bibel lesen, beten oder Zeit mit Gott verbringen? Wie hat „Stille Zeit“ auszusehen? Ist es meine Aufgabe als Christ:in zu evangelisieren? Ist Jesus leiblich auferstanden? Braucht es ein „Übergabegebet“, damit ich errettet bin? Sollte ich in eine Gemeinde gehen? Ist jedes Wort in der Bibel unter Gottes Kontrolle und finde ich dort Rat für alle meine Lebensentscheidungen?
Unsere individuellen Antworten auf diese Fragen führen zu unterschiedlichen Lebensentwürfen und damit auch zu stark voneinander abweichenden Zielen, Herzschlägen und Visionen, die wir für unser eigenes Leben und auch für unsere Arbeit auf herzstärkend sehen.
Ein großer Streitpunkt von uns ist auch, dass sich manche mehr zu politischen Themen äußern wollen und sich zum Beispiel für die LGBT*Q-Community stark machen möchten, während andere das Thema auf Instagram lieber ausklammern wollen. Außerdem gehen wir alle unterschiedlich mit unserer eigenen Sexualität um und lesen die Bibel diesbezüglich verschieden.
Je mehr wir uns über diese Themen austauschen, desto mehr merken wir, wie wir nicht mehr alle in die gleiche Richtung laufen und unterschiedliche Ziele verfolgen. Wir merken, dass wir uns manchmal gegenseitig im Weg stehen, uns ausbremsen und uns davon abhalten, unseren Herzschlag hier auf herzstärkend zu teilen.
Gleichzeitig sind unsere Unterschiedlichkeiten oft bereichernd für unsere Freundschaft und wir lernen viel voneinander. Zum Beispiel uns wertzuschätzen und zu verstehen, obwohl wir nicht gleich denken und glauben. Wir finden unsere Meinungsverschiedenheiten so wertvoll und unser größter Wunsch wäre es in all den Unterschiedlichkeiten trotzdem an einem Strang ziehen zu können. Wir könnten dann endlich mal ein Beispiel dafür sein, dass theologische Meinungen nicht spalten müssen, sondern vielleicht sogar zusammenführen können. Wir könnten ein Beispiel sein für Vielfalt im Glauben. Oder dafür, dass Gottes Liebe Menschen zusammenhält, komme was wolle.
Und jetzt kommt das große Aber. Wir erleben immer wieder, dass wir an einen Punkt kommen, an dem wir uns uneinig darüber sind, was auf herzstärkend geteilt wird. Wir merken, dass wir alle hinter den Inhalten stehen müssen, die geteilt werden, damit wir uns mit herzstärkend identifizieren können. Nur so können wir bei unserer Arbeit aufblühen und uns gegenseitig den Rücken stärken. Wir haben festgestellt, dass das nicht funktioniert, wenn manche von uns Inhalte teilen, die andere nicht mittragen können. Deshalb stehen wir vor der großen Frage: Wie geht es mit herzstärkend weiter, wenn wir keine gemeinsame Vision finden?
Dadurch ist unsere gemeinsame Zeit gerade geprägt von sehr vielen Stunden voll ehrlicher und anstrengender Gespräche, vielen Tränen und viele Momente der Ratlosigkeit. Wir wissen noch nicht, wo die Reise hinführt. Wir freuen uns, wenn ihr an uns denkt oder für uns betet.
Liebe an euch geht raus. – Lu, Fini, Lea, Mira und Hannah