Leas Abschied
Lea und Fini werden herzstärkend verlassen. In diesem Blogbeitrag teilt Lea ihre persönlichen Gedanken, wie es ihr mit herzstärkend die letzten Monate ging und warum sie gehen wird.
Februar 2023
geschrieben von Lea:
Warum ich herzstärkend verlassen werde
Seit über einem Jahr ist die Frage, ob es Zeit ist herzstärkend zu verlassen, in meinem Kopf und sorgt für Tränenausbrüche, Zweifel, Ängste, Unsicherheit, Fragezeichen und schlaflose Nächte. Zum Teil hat es aber auch ganz gut geklappt diese Entscheidungsmöglichkeit auszublenden und mögliche Gründe für mein Gehen zu verdrängen. Ich wollte diesen Gedanken nicht wahrhaben und hab ihn verworfen, sobald er aufgetaucht ist. Irgendwann durfte er in meinem Kopf Gestalt annehmen, dann hat er es in mein Notizbuch geschafft und irgendwann konnte ich ihn verbalisieren und die anderen daran teilhaben lassen. Es war ein richtig langer und herausfordernder Prozess bis „herzstärkend verlassen“ überhaupt zu einer Möglichkeit geworden ist. Denn auch wenn ich darüber nachgedacht habe, war es das letzte, was ich wollte.
Herzstärkend – das sind vier meiner besten Freundinnen, die mit mir durch dick und dünn gehen. Ein Herzensprojekt, bei dem ich Menschen ermutigen und Mehrwert schaffen kann. Ein Ort, an dem ich wachsen und lernen darf. Ein Job, in dem ich aufgehe und der mir Spaß macht. Eine Möglichkeit, meine Kreativität auszuleben und meine Begabungen zu entfalten. Und herzstärkend war einmal ein Ort, an dem wir zu fünft gemeinsam Glauben geteilt haben. Was unseren Glauben angeht, haben wir uns über die letzten Jahre immer mehr in unseren Überzeugungen, Glaubenssätzen, Werten und damit auch Vorstellungen, was herzstärkend angeht, auseinandergelebt.
Mir kam es so vor, als hätte Gott immer mehr Platz in unserem Dasein als Team verloren: Kein Zoom-Meeting mehr morgens um 07:00 Uhr, um gemeinsam zu beten. Kein Danke sagen bei ihm für unser Gelingen und unsere Erfolge. Kein Gebet zum Start von unseren Besprechungen. Kein gemeinsames Fragen nach dem, was Gott eigentlich mit herzstärkend vorhat. Das alles war einmal ein großer Teil von herzstärkend, der sich über die Jahre verändert und für mich einen großen Verlust dargestellt hat. Mein Anliegen auf herzstärkend war weiterhin „Glauben leben“. Das bedeutet für mich immer noch Jesus nachzufolgen, seinen Willen über meinen zu stellen und mein Leben nicht für mich, sondern für ihn zu leben.
Ich wollte Alltag mit Jesus mit all seinen Höhen und Tiefen echt und ehrlich teilen. Dadurch, dass wir uns im Team bezüglich immer mehr Themen und Glaubensfragen uneinig waren, rückten Diskussionen und theologische Auseinandersetzungen in den Mittelpunkt. Schon nur als Freundinnen unterschiedliche Meinungen zu teilweise sehr persönlichen Glaubensfragen zu haben und diese auszudiskutieren, kann bereits anstrengend und kräftezehrend sein. Wenn dann aber noch die Frage dazu kommt, was wir davon auf einem öffentlichen Insta-Account teilen, hinter dem wir alle fünf stehen, bringt das eine ganz neue Herausforderung und Spannung mit sich. Ich habe in dem Punkt eine große Verantwortung verspürt und diese als sehr belastend empfunden, vor allem weil ich innerhalb unseres Teams immer mehr zur Einzelkämpferin wurde.
Mir ging es auf herzstärkend nie darum, theologische Fragen zu beantworten oder zu konkreten Themen Stellung zu beziehen. Vor allem sehe ich mich dabei nicht in der Öffentlichkeit auf Instagram, weil das für mich in vielen Themenbereichen nicht der richtige Rahmen ist.
Den anderen ging es damit jedoch ganz anders. Bei ihnen war das Bedürfnis und Herzensanliegen da, zu bestimmten Themen klar Stellung zu beziehen, was ich nachvollziehen konnte, aber nicht wollte und zum Teil auch nicht stemmen konnte. Das hat zu vielen Spannungen und Verletzungen geführt. An diesem Punkt habe ich Fehler gemacht und meine Verantwortung teilweise nicht wahrgenommen oder mich auch einfach nicht in der Lage dazu gefühlt – das tut mir sehr leid.
Ich will und wollte es einfach nur richtig machen. Ich will Jesus an erste Stelle setzen, nach seinem Willen fragen und danach handeln. Dabei ist alles der „Jetzt-Zustand“ von dem, wie ich Gottes Willen gerade verstehe. Ich weiß nicht, was ich in 5 Jahren zu genau den gleichen Fragen denken werde. Aber Erkenntnis ist bruchstückhaft und ich in einem Prozess und für das Hier und Jetzt muss ich mit den Überzeugungen und der Erkenntnis, die ich gerade habe, versuchen für mich Antworten zu finden und Entscheidungen zu treffen – nach bestem Wissen und Gewissen.
Jetzt weiß ich aber, dass es an der Zeit ist loszulassen – auch wenn es die schwerste Entscheidung ist, die ich bis jetzt in meinem Leben getroffen habe.
Denn ich weiß schon jetzt, dass ich herzstärkend und vor allem Hannah, Fini, Mira und Lu unglaublich vermissen werde. Ich kann mir Montage ohne unseren Jour Fix, die Weihnachtszeit ohne unseren Packmarathon und eine Jahresplanung ohne Teamwochenenden kaum vorstellen. Umso dankbarer bin ich, dass aus Teamkolleginnen wertvolle Freundinnen geworden sind, die ich unglaublich lieb habe und in meinem Leben nicht missen möchte.
Eure Lea